Dienstag, 25. August 2009

Heimreise

Nun, tatsächlich gelang es uns den Ort zu verlassen, zumindest halbwegs. Auf der Rückfahrt schoss jedenfalls Brannigan an mir vorbei und flog in hohem Bogen in den heißen Wüstensand. er sah gräßlich aus und war bewusstlos. Die Verletzung war wohl doch schwerer, als er mir versicherte. Also ließen wir eins der Quads zurück und befestigten die Leiche irgendwie. Ich musste nur soweit fahren, bis wir Netz hatten und rief im Camp an. Keine Ahnung, wie lange Brannigan noch durchhielt. Er hatte starkes Fieber und brabbelte wirres Zeug. Jedenfalls gab es einen Strich am Handy und wir (bzw. ich) bereiteten uns auf die Nacht vor. Die Leioche versteckte ich in einem Baumstumpf, baute das Zelt auf und flößte Brannigan etwas Flüßigkeit ein. Er war eiskalt. In der Nacht verscheuchte ich noch ein paar Kojoten, die vom Verwesungsgeruch angezogen wurden. Am nächsten Morgen wurden wir abgeholt und Brannigan umgehend ins nächste Krankenhaus gebracht. Wohlweißlich nahm ich ihm seine Waffen ab und sagte den Ärzten, dass sie mich anrufen sollten. Dann verbrachte ich die Nacht in einem Hotelzimmer und kurierte meine eigenen Verletzungen aus. Es dauerte fast eine Woche bis sich die Ärzte meldeten.

Jedenfalls kam ich gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus bevor Quentin die versammelte Ärztemannschaft umgebracht hatte. Das Bein war nicht mehr zu retten gewesen und wurde duch einen Cyberunterschenkel ersetzt. Er war jedenfalls sehr angepisst, irgendwas mit seinen magischen Fähigkeiten, die darunter leiden würden. Soll froh sein, dass er noch lebt. Konnte ihn wenigstens ohne Gewaltanwendung beruhigen.

Jedenfalls sollten wir uns jetzt mit unserem Mr. J treffen. Ich hatte mir in der Zwischenzeit die Videoaufnahme angesehen. Irgendein Dr. Mengele hatte wohl an ihr herumoperiert, irgendwas entnommen und sie dann auf den Leichenhaufen geworfen. Eine andere Person war auch noch zu sehen. Unser Decker in den UCAS hatte ihn als einen russischen Söldner namens Alexander Ptjenkov der für Hygia Enterprises arbeitete. Als wir dies Mr. J. erzählten und dem armen Kerl das letzte Video seiner Tochter zeigten, gab uns der tränenaufgelöste Kerl den Auftrag, ihn zu finden und den Doktor ausfindig zu machen. Für den Tod der beiden würde jeder eine halbe Million Nuyenerhalten. Nun mache ich eigentlich kein Wetwork, aber, meine Fresse, die zwei habens verdient. Unser Decker teilte uns mit, dass sich der Penner in Sansibar aufhalten würde. Eine Art Kriegsgebiet in Afrika... Gibts zumindest keine Probleme mit den Waffen ;-)

Überraschenderweise erklärten sich auch die beiden Frauen Luna und Aike dazu bereit, uns zu unterstützen. Nachdem sie uns in Afrika ziemlich kühl aufgenommen hatten (immerhin hatte ich mit der einen mal was... böser Troll :-), habe ich damit nicht mehr gerechnet. Kennen sich ziemlich gut mit Magie aus. Dass das alles nicht unbedingt zu Quentins und meinen Gunsten geschah, sollten wir noch früh genug rausfinden...

Dienstag, 5. Mai 2009

Zwei Stunden...

später wurde ich geweckt. Viel zu kurz, um zur Erholung zu kommen. Nun gut, Brannigan musste ja auch mal schlafen. Plötzlich war jedoch Gewehrfeuer zu hören. Also nix mit schlafen und Wache schieben. Aus der Mine heraus und kurz orientiert. Irgendjemand lief in Richtung Verwaltungsgebäude. Nichts wie hinterher. In einem Raum stellten wir dann den Mann, der eine schwarze Uniform und Gasmaske trug. "Lass das Gewehr fallen!", "Sag was hier los ist!" schrien wir ihn an. Er ließ die Waffe sinken und zog seine Maske gerade aus, als plötzlich etwas durch die Wand sprang und den Kerl unter sich begrub. "Etwas" traf es auch ganz gut: ein löwenähnliches Wesen, zwei Zahnreihen und irgendwelche Drähte am Hinterkopf. Da es uns noch nicht bemerkte, schoß Brannigan prophylaktisch zwei Schüsse in den Kopf. Die Kugel ging glatt durch, dampfendes Blut spritzte auf den Boden, das Vieh brach zusammen. "Das ging ja einfach", dachten wir. Der Gedanke war noch nicht fertig gedacht, da sprang das Vieh wieder auf alle viere. Was macht ein riesiger Troll in so einem Moment? Richtig, ich schoß meine gesamte Ex-Explosiv-Muni aus meiner Steyr-Aug auf das Vieh. Die Salven durchschlugen das Tier und beförderten es wieder durch das Loch, durch das hereingekommen war. Schnell wechselte ich die Munition. Ein paar Sekunden später schob sich wieder eine Pranke durch das Loch. Während Brannigan seinen Kompositbogen spannte, schlich ich mich um das Vieh, dass sich zum Sprung auf Brannigan bereitmachte. Drei Pfeile zeigten keine Wirkung, also sprang ich auf den Rücken des Tiers und bohrte mein Schwert in den Hals. Gerade als ich das Tier mit dem Schwert aufreißen wollte, hatte ich nur noch den Knauf in der Hand. Verdammt, das war doch ein Erbstück. So, was tut nun ein riesiger Troll und ein behändeter KI-Adept in diesem Fall? Richtig, sie rennen weg wie kleine Mädchen.

Das Vieh kam direkt hinter uns her. Ab zur Mine, sollte sich unser Freund das Feuerding mit dem Löwending beschäftigen. Mal sehen, wer zuletzt lacht. Ich rannte vor, Brannigan hinterher. Leider erwischte das Monster ihn und irgendwie kam er mit dessem Blut in Berührung. Ich hörte ihn schreien, er konnte sich jedoch zum Glück wegdrücken. Ich schnappte ihn mir und rannte weiter. Ich warf ihn in die Ecke und wollte die Tür öffnen, aber das Löwending schnitt mir den Weg ab. Also gut, umgekehrt, dachte ich. Ich sah wie Brannigan versuchte die Tür zu öffnen und ich hielt mit dem Sturmgewehr drauf. Das Vieh taumelte, aber Brannigan bekam die Tür nicht auf. Außerdem kam es wieder auf mich zu. Nix wie weg, dachte ich mir. Ich rannte in den rechten Gang, zum Fluss und zum Dynamit. Vielleicht brachte das ja was. Schnell über den Fluss und die Kiste geöffnet. Scheiße, das Vieh war schnell und setzte zum Sprung an. Brannigan kam schnell hinterhergehumpelt und wollte das Vieh in den Fluss tacklen. Leider roch das Tier Lunte und drehte sich blitzschnell um. Ein Prankenhieb und statt dem Löwen befand sich Brannigan im Fluss und wurde nach draußen gezogen. "Naja, scheint der einzige Ausweg zu sein", kam mir in den Sinn. Ich warf mein Sturmfeuerzeug in den Dynamitkasten und tat es Brannigan gleich. Die Strömung riss mich mit sich und aus der Öffnung heraus. Das letzte, was ich mitbekam, war eine riesige Explosion, danach verlor ich das Bewusstsein...

Am nächsten Morgen wurden Brannigan und ich gleichzeitig wach. Wir waren an einer kleinen Wasserquelle, jeder noch ein Clip Muni für die Ares P und ein, zwei Messer, mein Sturmgewehr war wohl in der Höhle geblieben. Brannigan verarztete sein Bein notdürftig. Die Säure hatte sich tief hineingebrannt. Wir beratschlagten gerade, was wir nun tun sollten und kamen überein, auf den Auftrag zu scheißen, als plötzlich ein Schwein zur Wasserstelle trat und genüsslich quiekend vom Wasser trank. "Anscheinend nicht giftig, anscheinend kostenloser Schweinebraten...", waren meine beiden Gedankengänge und ich stürzte mich auf das quiekende Schwein. Leider war das Vieh zu flink und ich zu groggy. Mein Sprung ging ins Leere und die Sau suchte das Weite. Plötzlich fing das GPS-Signal an zu piepen. Die Tussi war wohl ganz in der Nähe. Also nix wie dem Signal folgen. Wir erreichten drei Gebäude, in U-Form angeordnet. Das Signal kam aus dem rechten und wir gingen vorsichtig hinein. Sah alles leer aus. Ein Vorhang trennte einen Teil ab. Als wir diesen zur Seite schoben, kam uns furchtbarer Verwesungsgeruch entgegen. Nackte Frauenleichen türmten sich in einer Zelle. 10-20 Frauen unterschiedlichen Alters, nackt, den Hinterkof aufgebohrt. Anscheinend hatten wir es wohl mit Dr. Mengele zu tun. Wir suchten das Zielobjekt und unter mehreren Leichen fand ich Rebecca tatsächlich. Auch ihr war der Schädel aufgebohrt worden. Ihr rechtes Auge versuchte mich zu fokussieren und surrte. Ich untersuchte ihren Schädel und fand unter dem geronnen Blut einen kleinen Schalter. Ich betätigte ihn und ein Head-Memory-Chip trat heraus. Das Auge erstarrte. Hier gab es nichts mehr zu tun. Die restlichen Gebäude waren leer, vom Mad Scientist keine Spur. Nichts wie auf zu unseren Quads und raus aus diesem Albtraum...

Freitag, 1. Mai 2009

Einen Tag später, immer noch in Afrika...

Nun hatten wir ein Ziel vor Augen: Gorona, eine verlassene Diamentenstadt in einem Gebirgskrater versteckt. Die Mine ist seit 10 Jahren verlassen, was dort vorgefallen ist, weiß niemand mehr. Jedenfalls war das der einzige Hinweis, den der tote Kameramann Paul Walker in seinem Tagebuch hinterlassen hatte. Mit einem Flugzeug des Red Cross machten wir uns also auf den Weg in die Wüste. Etwa auf halber Strecke mussten wir mit dem Fallschirm abspringen. Noch nie gemacht, ging aber kinderleicht. Trollfallschirme sind echt zu empfehlen. Zwei Quads sollten uns den Weg erleichtern.

Von weitem konnten wir den Krater sehen. Verdammt heiß, trotzdem parkten wir die Quads etwas weiter weg. Schließlich wussten wir ja nicht, was uns dort erwartet. Durch den heißen Wüstenwind kämpften wir uns langsam zum Krater vor. Eine Straße ging den Gipfel hoch, mehrere verfallene Gebäude säumten die Straße. Ich betrat eines, während Brannigan die Umgebung sicherte. Nichts mehr vorzufinden. Als ich das Gebäude verließ, sah ich, wie Brannigan gerade noch einigen Felsbrocken ausweichen konnte, die runterkullerten. Vorsichtig bewegten wir uns den Gipfel herauf. Als wir oben angekommen waren, sahen wir herunter auf eine kleine, offensichtlich verlassene Stadt. Mehrere ein- und zwei stöckige Gebäude waren zu sehen. Man erinnerte sich zwangsläufig an einige alte James-Bond-Trids. Hoffentlich war Blofeld gerade nicht da. Die Straße führte nun weiter runter und wir folgten dem Pfad. Lebenszeichen waren keine zu erkennen, dafür war die Luft voll elektronischer Spannung. Brannigan kletterte einen der Wachtürme hinauf, ich inspizierte den Fuhrpark. Die Fahrzeuge sahen noch straßentauglich aus. Eines der Lagerhäuser schien meine erste Adresse zu sein. Ich öffnete die Tür und versuchte Brannigan Bescheid zu geben, doch das Intercom gab nur ein Rauschen von sich. Als ich die Lagerhalle öffnete und den Raum betrat trönte ein Pfiepen durch die Lautsprecher des Coms, also musste ich das verdammte Ding abnehmen. Mhm, sah nicht nur von außen wie eine Lagerhalle aus. Staubige Container im Gebäude. Einen öffnete ich, typische Grubenwerkzeuge, Benzinkanister, nichts besonderes...

Als ich wieder herauskam sah ich Brannigan. Er faselte etwas von Schreien aus einem Funkgerät. Naja, die Hitze schien ihm nicht zu bekommen. Oben wäre ein Sturmgewehr rumgelegen, aber er hat es natürlich nicht mitgenommen oder wenigstens die Muni entfernt. Wird immer nachlässiger. Jedenfalls beschlossen wir nun, die restlichen Gebäude zusammen zu durchsuchen. Eine Lagerhalle, mehrere Kasernen, sah alles noch recht unbenutzt aus, die Betten gemacht. Überall jede Menge Staub. Eine kleine Kirche war auch da, römisch-katholisch wie man an den Gebetsbüchern erkennen konnte. Ein kleines Krankenhaus und ein Verwaltungsgebäude. Aus den Computern bauten wir die Festplatten aus, die Ordner waren leer, die OP-Saäle unbenutzt. Ein Gebäude war wohl dem Stromaggregat vorbehalten. Da wir nicht so die Elektriker sind, ließen wir die Finger davon. 10 Jahre und die Dinger laufen immer noch. Ein letztes Gebäude war mit einer Kette verschlossen, die Fenster geborsten, überall Glas. Als ich die Tür aufbrach und hineinsah, kam mir fast die Kotze hoch. Überall verkohlte Leichen, ein ekelhafter Geruch. Anscheinend hatte jemand die etwa 100 Mann hier eingesperrt und das Gebäude dann in die Luft gejagt. Die Leichen waren stark deformiert, so dass man nichts mehr finden konnte. Auch Benzinkanister lagen zerfetzt herum. Man konnte nicht mal sagen, wie lange die schon herumlagen. Ekelhaft. Dazu hörte ich diesmal auch die Schreie, sie kamen aus unserem Intercom, das wir wieder aufgesetzt hatten.

Also auf zur Mine, die ziemlich dunkel war. Mit meiner Infarotsicht und ein paar Taschenlampen stiegen wir hinab, bis sich der Weg gabelte. Wir entschieden uns für links und gelangten zu einem Fluss, der nach draußen führte. Ein Wasserfall floss aus dem Krater in die Freiheit. Seltsam das, wirklich seltsam das. Am Boden zwei Kisten, in einer war Dynamit, in der anderen faustgroße Diamanten. Wir überlegten uns, sie mitzunehmen, den Krater zu verlassen und nach Hawaiʻi zu ziehen. Aber im Zeitalter von Magie sollte man wohl eher vorsichtig sein, so ein verfluchter (nein, ich meine das nicht als Ausdruck der Missachtung) Diamant kann einem das Leben schon zur Hölle zu machen. Naja, jedenfalls philosophierten wir darüber, als wir plötzlich Schritte und Geschrei hörten. "Macht, das wir vorankommen", schrie jemand aus dem Gang aus dem wir gekommen waren. Und dann hörten wir das Entfernen von schnellen Schritten. Wir schlichen uns nach oben und gingen zum Eingang der Mine zurück, wo wir gerade noch einen Kleintransporter wegfahren sahen. 8 Mann, schwerbewaffnet und mit Gasmasken ausgerüstet in Schussreichweite. Brannigan wollte gerade schießen, aber ich hielt ihn davon ab. Ali Baba und die 32 sind immer noch besser zu bezwingen, als die kompletten 40 Räuber. Gerade als wir wieder hinein gehen wollten hörten wir eine Explosion und wir rannten wie die Lemminge raus. Irgendwas brannte hinter den zwei Kasernen. Als wir uns heranschlichen, konnten wir den Jeep erkennen. Er brannte und war anscheinend den Krater heruntergestürzt. Die 8 Mann anscheinend tot und in Flammen. Ich wollte mir das ganze gerade aus der Nähe ansehen, machte aber einen Satz zurück. Eiin Körper klatschte uns vor die Füße, der Kopf fehlte. Als er auf den Boden aufklatschte, schoss ein Schwall Blut aus dem Hals heraus und ergoß sich über Brannigans Füße. Ich betrachte den kopflosen Fahrer, anscheinend war es nicht der Wiedergänger aus der Sage, den der Kopf war eindeutig abgebissen. Scheiße, nix wie zurück zur Mine.

Der Himmel verdunkelte sich, aber es war doch kein Drache. Nein, scheiße, es begann zu regnen. In der Wüste? Wie groß war die Wahrscheinlichkeit? Ich meine, wie oft regnet es da? Egal, nix wie weg aus der Gefahrenzone. Wir gingen diemal vorsichtig gerade aus und gelangten zu einer Steintür, gesäumt von zwei Statuen, die wir schon auf einem Bild von Paul Walker gesehen hatten. "Ich hab genug Trids gesehen, also suchen wir jetzt den Scheiß-Mechanismus ... oder ich öffne einfach die Drek-Tür.", sagte ich und tatsächlich schien sie sich leicht öffnen zu lassen. Eine Wendeltreppe führte nach unten, Brannigan ging vor, ich sicherte ihn. Es ging fast 10 Minuten im Kreis, bis Brannigan innehielt. Ein verkohlter Leichnam lag vor uns, noch dampfend. Was immer vor uns lag, es mag wohl Feuer. Weiter runter, diesmal ging ich vor, den Brannigans Fackel war ausgegangen. Dammit, es wurde warm. Je weiter wir vordrangen, desto wärmer wurde es. Plötzlich sah ich etwas heißes leuchten und verharrte. Ohne Zweifel, es kam näher. Ich rief nur noch: "Renn!" und unglaublich, wie schnell man die Treppe hochjagen kann. Als ich mich kurz umblickte, sah ich eine riesige Feuerhand nach mir greifen. Nix wie raus und die Steintür zugehauen... Ein markerschütterndes Brüllen hinter uns, aber die Tür konnte das Ding wohl nicht überwinden. Weiter konnten wir nicht, zurück auch nicht. Also entschieden wir uns Rast zu machen. Ich legte mich als erster schlafen und Brannigan hielt Wache.

Mehr dann im nächsten Eintrag, hab hier noch etwas Krempel zu erledigen...

Samstag, 11. April 2009

Tagebucheintrag April 2062 - irgendwo in Afrika

Langsam schlichen wir uns an. Wir hatten den Wagen sofort abgestellt, als wir den Rauch bemerkten und die ersten MG-Salven hörten. Ich ging rechts und mein Chummer Brannigan schlich sich von links an. Immer noch dröhnten die Salven der Sturmgewehre. Menschen schrien. Ich wusste, das in jeder Sekunde weitere Menschen erschossen wurden, aber voreilig handeln wäre unklug gewesen. Im Schutz des hohen Grases gelang es sogar mir unentdeckt zu bleiben. Brannigan hatte einen erledigt, ich sah einen der Typen fallen. Anscheinend wollte er gerade pissen gehen.

Vor mir tauchte das Szenario auf: Ein brennender Bus, drei Soldaten, die wahllos in die Menge schossen. Ein Typ stand mit einem Stand-MG auf einem der Army-Jeeps rum. Zeit, meine Deckung zu verlassen. Ich sprang auf den Jeep, er wackelte unter meinem immensen Gewicht. Der Typ kam ins Schleudern und ich konnte ihn packen und hinter mich schleudern. Es gab einen dumpfen Knall, wie wenn man eine Kokosnus aufschlägt, als sein Schädel aufschlug. Schnell ging ich ans MG. "Scheiße, wie bedient man das Drecksding", schoß es mir durch den Kopf. Zum Glück war Brannigan bereit, zwei saubere Kopfschüsse. Blieb noch einer. Aha, da ist der Abzug, eine Salve erreichte seinen Körper, er explodierte geradezu in einem Meer aus Gedärmen und Blut.

"So, das hätten wir", wollte ich gerade sagen, als mein Chummer zwei Finger in die Luft hob und hektisch auf den brennenden Bus zeigte. "Was fuchtelt der Typ da rum?", doch dann sah ich es. Ich konnte gerade noch der Kugel ausweichen. Brannigan kümmerte sich um den Dreckskerl. Also noch einer, ich schlich um den Bus. Ein seltsamer Brandgeruch, irgendwie roch es nach gebratenem Fleisch. Die Rebellen haben wohl einige der Leute bei lebendigem Leib verbrennen lassen. Jede Hilfe kam für sie zu spät. Mir wurde schwindlig vom Rauch, aber ich ging weiter. Da war er, gerade dabei die Hose runterzulassen, vor ihm eine schreiende Frau. Ich schlich mich an, umfasste seinen Kopf und drückte gleichzeitig mit meinen Händen in verschiedene Richtungen. Ein knackendes Geräusch und die Frau brauchte sich keine Sorgen mehr zu machen. Wer war das...?

Als Brannigan zu mir kam, konnte ich es immer noch nicht fassen. Ein Kind, nicht älter als 12 Jahre. Verdammte Scheiße, natürlich hatte ich davon gehört, Kindersoldaten. In Seattle gabs auch Gangmitglieder, die auch in dem Alter waren. Ein paar Ohrfeigen und sie lassen dich in Ruhe. Aber mit Sturmgewehren? Scheiße, was für ein Land. Was mache ich nur hier?

Als wir zu den Überlebenden kamen begann Brannigan natürlich die Soldaten zu durchsuchen. Ich habe aus dem Augenwinkeln sehen können, wie er ein paar Nuyen einsteckte. Manchmal denke ich, ihm gehts nur ums Geld. Ich kümmerte mich erstmal um die restlichen Leute. Fünf Mann hatten überlebt, der Bus war wahrscheinlich vollbeladen gewesen. Arme Menschen, gerade auf ihrem Heimweg vom Job, ab in ihr kleines, ärmliches Dorf oder die nächste größer gelegene Stadt. Einer der Typen konnte wenigstens den Bus, den die Rebellen uns "netterweise" überließen, lenken. Wir machten uns auf den Weg zu unserem Camp. Während der ganzen Fahrt ging mir das unschuldige Gesicht des doch so schuldigen Jungen nicht mehr aus dem Kopf. Ich werde mich wohl lange mit meinem Priester unterhalten müssen.

Was wir soweit von Seattle entfernt machen? Mr. Johnson gab uns den Auftrag seine verzogene Göre zu finden. Verschwunden irgendwo in diesem zerrissenen Land, entführt von einem der zahllosen Warlords, die diese Gebiete hier beherrschen oder beherrschen wollen. Tja, ihre journalistischen Ambitionen konnte sie wohl erstmal vergessen. Kann nur noch hoffen, dass wir sie finden werden.